Wer war eigentlich Korl?
Ein alter Barther Fischer - Karl Witt (1863-1937)
Korl war zu seiner Zeit ein bekannter Mann in der kleinen Stadt am Bodden.
Es war zu jener Zeit als es in Barth noch sieben Boots- und Schiffswerften gab, also genau zum Ende der Blütezeit der Segelschiffahrt im baltischen Raum.
Genau in dieser Zeit wurde der kleine Karl als Sohn eines Fischers und seiner Frau im Jahre 1863 geboren. Sie wohnten in einem kleinen Haus in der Gartenstraße. Hier wohnten sie in einem Katen der an einen anderen gelehnt war und an den dann der nächste angebaut wurde. Es war eine jener Häuserreihen, die sich gleich hinter der damaligen Stadtmauer befanden und in denen die armen Leute wohnten.
Die Mauer war schon lange weg, aber die Ringstraßen blieben und sind auch heute noch als mitteralterliche Gassen gut auszumachen.
Der kleine Korl wie ihn alle (plattdeutsch) riefen, musste schon wie soviele seiner Zeit, von klein auf seinem Vater zur Hand gehen. Im zarten Alter von sechs Jahren ging er schon mit seinem Vater mit, die Netze richten.
Die Fanggründe lagen hauptsächlich im Barther Bodden aber auch im Grabow wurden die Netze (Reusen) gestellt.
Es war eine schwere Arbeit als er Kind war, aber auch später, veränderte sie sich sein Leben lang nicht. Mit seinen drei Schwestern wuchs er in dieser kleinen Stadt bescheiden doch ohne größere schicksalhafte Begebenheiten auf. Er besuchte die neue Knabenschule gleich an der Marienkirche unweit von zu Hause bis zur 6. Klasse.
Als er vierzehn Jahre alt wurde wollte er am liebsten in die weite Welt hinaus ziehen, als Seemann auf einem der Schoner, die hier zahlreich auf den Werften gebaut wurden. Klar müßte er als Schiffsjunge anfangen, aber die große weite Welt hatte es ihm angetan.
Seine Eltern waren über das Ansinnen nicht erfreut, aber in der Fischerei konnte man damals gerade überleben und die Schifffahrt hatte noch Hochkonjunktur.
Somit heuerte er bei Kapitän Suhr 1877 auf der Bark Lina als Schiffsjunge an. Hier fuhr er hauptsächlich Waren von Rostock nach Schweden und Dänemark aber auch nach Großbritannien.
Mitte der 1880er Jahre ging die Segelschifffahrt stark zurück. Die ersten Stahlschiffe mit Dampfmaschinenantrieb wurden gebaut. Nun ging Korl von Bord, immerhin hatte es bis zum Bootsmann geschafft. Er stieg bei seinem Vater in die Fischerei mit ein und übernahm sein Boot und alle Habe um nun als Fischer weiterzumachen. Das Leben bis zur Jahrhundertwende hatte eine gewisse Stabilität zumindest im verträumten Städtchen Barth. Die Tage glichen sich und die Jahre zogen dahin. Karl war mit seiner Frau Lore eigentlich zufrieden. Sie wohnten in der Gartenstraße 15 nahe des Barther Hafens in einem typischen kleinen Haus an der ehemaligen Stadtbefestigung. Es wurden ihnen zwei Söhne geboren. Der Max (geb. 1895) und der Frieder (geb. 1897) waren zwei aufgeweckte Kerlchen und kamen gut in der Knabenschule mit und halfen nach der Schulzeit wie er seinerzeit bei seinem Vater. Auch sie packte das Fernweh und sie zogen 1913, kurz vor Ausbruch des Krieges, in die weite Welt hinaus.
1914 kam der 1. Weltkrieg, die Söhne wohnten beide in Hamburg und beide hatten Glück und überlebten das Massaker und die Grauen des Krieges. Korl und Lore lebten weiterhin in ihrem eher katenähnlichen Haus in der Gartenstraße. 1926 erkrankte die Lore an einer schweren Krankheit, von der sie sich nicht wieder erholte. Voller Trauer verblieb Korl in seinem Häuschen und ging noch immer jeden Tag zum Hafen um seine Netze zu bearbeiten und sein Boot zu besteigen. Gott sei Dank wurde ein Vorläufer einer Fischereigenossenschaft in Barth 1929 gegründet. Hier schlossen sich einige Fischer der Stadt kollektiv zusammen um gemeinsam zu arbeiten und sich ggf. zu unterstützen. Korl war nun nicht mehr ganz so oft auf dem Wasser und machte mehr so die Reparaturarbeiten an den Netzen, der Stellage und alles was sonst noch so zu tun war. Korl war immer von zahlreichen Kindern umringt, die ihm vergnügt bei der Arbeit zu schauten. Korl konnte auch so manches Seemannsgarn spinnen von fernen Ländern und seinen "abenteuerlichen" Reisen. Die Kinder mochten den gutmütigen Alten, der Geduld mit Ihnen hatte und dem sie versonnen lauschten. Korl war seinerzeit bestimmt so etwas wie eine Berufsberatung für maritime Berufe. Viele der Knaben haben sich bestimmt aufgrund der fesselnden Korlschen Abenteuer für einen seemännischen Beruf entschieden. Sicher die Zeit der Barken und Windjammer (Segelschiffe) war vorbei, aber das Abenteuer Ferne lockte ungemein. An seinen Feierabenden war Korl auch gern mal im Krug und war aufgrund seine Bekanntheit bei der Jugend in der Stadt sehr beliebt. So vergingen die Jahre...
Im Jahre 1937 wurde er im Winter sehr krank und verstarb kurz vor Weihnachten am 22.12. Er wurde neben seiner Lore auf dem Barther Friedhof beerdigt. Es endete ein typisches Fischerleben in Pommern.
Ja, liebe Gäste und über drei Ecken sind wir mit diesem typischen Barther Fischeroriginal verwandt. Sein Porträt hängt bei uns in der Ferienwohnung, dies Bild soll der Sohn Max im Alter anhand eines alten Fotos gemalt haben.
Wir wünschen Ihnen eine schöne Zeit in "Korls Hüsung".
Ihre Fam. Schmidt